GEIST DER WEIHNACHT: "ANDEREN FREUDE MACHEN"

Die eigenen Weihnachtsfeiern sind für viele Amateurmannschaften alljährlich ein Highlight, aufgrund der Corona-Beschränkungen fallen sie dieses Jahr jedoch ins Wasser. Auch die Aktiven des TSV Hehlingen hatten schon ein Budget für ihre Feier zusammen, entschieden sich jedoch dafür, das Geld für einen gemeinnützigen Zweck zu spenden. FUSSBALL.DE sprach mit Hehlingens Pressesprecher Christoph Jüptner über die Aktion und das vergangene Fußballjahr 2020.

FUSSBALL.DE: Herr Jüptner, empfinden Sie Vorfreude auf das diesjährige Weihnachtsfest?

Christoph Jüptner: Natürlich findet das Weihnachtsfest in diesem Jahr unter besonderen Voraussetzungen statt. Dennoch freue ich mich auf diese Zeit im Rahmen der Familie. Gerade in dieser Zeit sollte man sich auf den eigentlichen Sinn des Festes besinnen und glücklich darüber sein, dass man die Zeit mit seinen Liebsten teilen kann.

Die mannschaftseigene Weihnachtfeier Ihres TSV Hehlingen fällt dieses Jahr aufgrund der Corona-Beschränkungen aus. Das Geld, welches für die Organisation der Feier eingeplant war, immerhin 500 Euro, wird stattdessen gespendet. Wie kam diese Aktion zustande?

Jüptner: Natürlich haben wir, wie bestimmt auch viele andere Mannschaften, gehofft, dass wir unsere Weihnachtsfeier im Rahmen des Teams durchführen können. Sie ist auch immer ein toller Abschluss eines Jahres und die Jungs hätten sich das nach diesem Jahr auch verdient. Nachdem die Corona-Beschränkungen dann noch einmal verschärft wurden und uns bewusst wurde, dass die Feier unter diesen Umständen nicht möglich ist, ist diese Idee innerhalb der Mannschaft gereift. Wir haben uns gedacht, dass wir anderen Menschen eine Freude machen möchten. Es gibt genügend Menschen, denen es lange nicht so gut geht, und wir wollten einen Teil dazu beitragen, diesen Menschen das Weihnachtsfest schöner zu machen.

Die Spenden gehen an den Verein Hospizarbeit Region Wolfsburg. Warum wird genau diese Einrichtung unterstützt?

Jüptner: Um ehrlich zu sein, gibt es natürlich viele Institutionen, die von Spenden abhängig sind und sich freuen würden. Wir haben uns für den Verein Hospizarbeit Region Wolfsburg e.V. entschieden, weil dort so viel dafür getan wird, um den Bewohnern und ihren Angehörigen, den Umständen entsprechend, eine würdevolle und angenehme Zeit zu bereiten. Gerade in der Weihnachtszeit ist der Gedanke an diese Schicksale für uns sehr bedrückend. Außerdem sind die Corona-Beschränkungen auch für die Hospizarbeit nicht einfach, und wir hoffen, dass wir mit der Spende einen kleinen Teil dazu beitragen können, dass wir ein Lächeln in die Gesichter der Bewohner zaubern können.

Sie haben auch an Ihre Anhänger und Freunde appelliert, sich an der Aktion zu beteiligen. Sind schon weitere Spenden eingegangen?

Jüptner: Es sind noch ein paar Beträge direkt bei uns eingegangen. Allerdings ging es uns nicht darum, dass wir diejenigen sind, die die Spenden übergeben, sondern wollten wir auch andere sensibilisieren, an andere zu denken und vielleicht eine gute Tat zu vollbringen. Somit können wir nicht sagen, wie viele Personen sich noch haben inspirieren lassen. Am Ende hoffen wir, dass einige unserem Beispiel gefolgt sind und an eine Organisation ihrer Wahl einen kleinen Obolus gespendet haben.

Inzwischen haben sich auch die Kicker des SV Barnstorf von Ihrer Aktion inspirieren lassen und spenden ebenfalls das Budget deren Weihnachtsfeier. Macht Sie das stolz?

Jüptner: Stolz ist vielleicht das falsche Wort. Es macht uns auf jeden Fall glücklich, dass wir durch unsere Aktion den Stein des Anstoßes geben konnten. Aber es war nicht nur der SV Barnstorf, sondern hat auch die Ü 40 der DJK/TV Jahn Wolfsburg ihren Teil gespendet. Es geht am Ende auch nicht darum, wer den Anfang gemacht hat, sondern nur darum, dass wir zusammen einen Beitrag leisten können, damit anderen Menschen geholfen werden kann. Wir hoffen natürlich, dass es noch weitere Nachahmer gibt, die sich von unserer Aktion inspirieren lassen und unsere Idee weiter hinaustragen. Denn für uns ist es nur ein kleiner Aufwand, aber gemeinsam können wir Großes erreichen.

Zeigt ihr Beispiel, dass auch der Amateurfußball gesellschaftliche Verantwortung trägt?

Jüptner: Der Fußball bringt Menschen zusammen unabhängig von Geschlecht, Hautfarbe, Religion, Sexualität oder ähnlichen Dingen. Der Amateurfußball macht dies für die breite Masse möglich und hat natürlich eine gesellschaftliche Verantwortung, um Schranken abzubauen und die Solidarität untereinander zu fördern. Wir versuchen, unserer Verantwortung dahingehend auch gerecht zu werden, dass wir an die Menschen denken, die unsere Hilfe benötigen. Im Jahr 2017 zum Beispiel hatten wir einen Großbrand in Hehlingen, nach dem eine Familie vor dem Nichts stand. Wir haben uns dazu entschlossen ein Benefizspieltag aus dem nächsten Spieltag zu machen und das ganze Dorf sowie weitere Vereine und Institutionen haben uns vorbehaltlos unterstützt. Alleine an diesem Tag sind 6000 Euro zusammengekommen. Wir als Verein können sehr viel mehr erreichen, als vielen bewusst ist. Ein Fußballverein ist auch immer ein Stück Familie!

2020 war ein außergewöhnliches Jahr, natürlich nicht nur, aber auch für Amateurfußballvereine. Wie blicken Sie auf die vergangenen Monate zurück?

Jüptner: Ich glaube, für jeden Amateurfußballverein war dieses Jahr eine Achterbahnfahrt der Gefühle - Sportverbot ab März, die Frage nach dem Fortsetzen der Saison, Start der neuen Saison, Zuschauer erlaubt, Zuschauer verboten, Aussetzen der Saison! Wir waren alle noch nie ein einer solchen Situation und haben uns natürlich an alle Vorgaben und Regeln gehalten, die uns auferlegt wurden. Es war wahrlich nicht leicht für jeden einzelnen Amateurfußballverein. Wenn wir einmal von fehlenden Einnahmen absehen, ist der Fußballplatz auch ein Anlaufpunkt an jedem Wochenende zum Quatschen, Fußball gucken und natürlich auch das ein oder andere Bier zu trinken. Diese soziale Komponente ist natürlich im letzten Jahr viel zu kurz gekommen und zeigt auch noch einmal einen Teil unserer gesellschaftlichen Verantwortung, der wir im letzten Jahr schwer nachkommen konnten.

Mit Blick auf die schöne Spenden-Aktion Ihrer Mannschaft, hat die Corona-Krise auch positive Entwicklungen innerhalb des Vereins befördert?

Jüptner: Man muss sagen, dass die trainings- und spielfreie Zeit bei uns im Organisatorischen viel verändert hat. Wir konnten mehr Zeit darauf verwenden uns professioneller in der Außendarstellung aufzustellen und für ein positives Image des Vereins zu sorgen. Ein weiterer positiver Aspekt war, dass die Spieler noch näher zusammengerückt sind. Wir haben uns zwar persönlich nicht so ausgiebig gesehen, jedoch haben wir alle darauf hin gefiebert, dass wir wieder das machen können, warum wir eigentlich da sind - Fußball spielen! Der gesamte Verein ist in sich gewachsen, und jeder hat seinen Beitrag dazu geleistet, dass wir durch dieses verrückte Jahr gekommen sind.

Und welche Hoffnungen haben Sie für das kommende Jahr?

Jüptner: Als erstes hoffen wir, dass alle gesund bleiben. Ansonsten besteht der Wunsch, dass wir alle bald wieder auf unseren geliebten Fußballplatz zurückkehren können und das tun können, worauf es ankommt: Spaß haben, Fußball spielen und danach natürlich zusammensitzen und über das Spiel philosophieren. Wir möchten weiterhin dazu beitragen, dass unsere Fans, Freunde und alle anderen Zuschauer Freude bei uns auf dem Platz haben.

Autor/-in: Johannes Müller
Quelle: Geist der Weihnacht: "Anderen Freude machen" (fussball.de)


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